Trotz aller Unkenrufe: Jugendliche sind politisch, interessiert und mutig.

Evangelische Jugend der Pfalz zeigt beim Festwochenende zum Jubiläum der Pfälzer Kirchenunion engagiert Haltung für die Demokratie

Am Festwochenende der Pfälzischen Landeskirche veranstaltete das Landesjugendpfarramt und das Pfarramt für Kindergottesdienst am vergangenen Samstag in der Unionskirche den Demokratischen Marktplatz. 
Unter dem Motto protestantisch.jung.demokratisch.gut diskutierte die Evangelische Jugend ab 12.30 Uhr mit prominenten Gästen, wie Demokratie entstehen und gerettet werden kann.

Nach Eröffnung und Andacht sprachen jugendliche Ehrenamtliche zur Frage „Ist die Demokratie noch zu retten?“ mit Georgina Kazungu-Haß (Landtagsabgeordnete sowie kirchen- und kulturpolitische Sprecherin der SPD). Die Jugendlichen wünschen sich verantwortungsvolle Medien sowie Politikerinnen und Politiker, die nicht aus wahltaktischen Gründen Mehrheiten nach dem Mund reden und dabei manchmal verbal Feuer legen. Dies unterstützte Kazungu-Haß deutlich. Sie forderte unter anderem, dass sich Menschen jenseits sozialer Medien wahrhaft treffen müssen, um miteinander ins Gespräch zu kommen und von der Politik eine klare Sprache, die Grenzen deutlich macht. „Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen“, so Kazungu-Haß.

Bei der anschließenden Runde unter dem Titel „Bildung braucht Demokratie – Demokratie braucht Bildung“ mit Anne Spiegel (Ministerin für Familie, Frauen, Integration, Jugend und Verbraucherschutz) und Jennifer Sieglar (Politologin, Autorin und „Logo Moderatorin“) thematisierten die Moderatoren das politische Interesse von Jugendlichen. Beide Podiumsgäste erleben Jugendliche hoch interessiert, sofern sie echte Beteiligung erfahren. Spiegel sprach sich dafür aus, bereits ab dem Kindergartenalter demokratische Grundwerte in den Einrichtungen zu vermitteln. Auch Ihre Forderung nach dem Wahlalter ab 16 bekräftigte sie erneut. 
Kinder und Jugendliche bekämen durch die Medien zwangsläufig mit, was in der Welt passiert, so Sieglar, deswegen sei es enorm wichtig, diese Welt wertebasiert zu erklären, um entstandenen Ängsten zu begegnen. Sieglar kritisierte auch die Wahlprogramme der Parteien, die in Ihrer Sprache und Länge für Jugendliche und für sie selbst eine Qual seien.
Kirchenpräsident Schad bedankte sich bei Spiegel und Sieglar für ihr Kommen und ihr Engagement und nahm dies zum Anlass, die anwesenden Jugendlichen zu ermutigen, dort, wo sie in ihrem Umfeld rassistische Äußerungen, respektloses Reden oder Handeln erleben, dem aktiv entgegen zu treten und sich zu trauen, es deutlich zu benennen.

Um 16.30 Uhr startete dann der „Marsch“ zur Stiftskirche. Der Zeitzeuge von 1993 und damaliger Stadtjugendpfarrer von Ludwigshafen, Dietrich Lauter, erzählte von den Umständen der Entstehung des Memorandums und erinnerte daran, dass der Landeskirchenrat seine Zustimmung zum Vergraben nicht gab, die Evangelische Jugend es aber trotzdem tat. 
Mit Hammer und Meißel hob Kirchenpräsident Christian Schad mit zwei Ehrenamtlichen der Evangelischen Jugend den Stein und verlas das Memorandum. Darin werden die Werte der Evangelischen Jugend deutlich, die 1993 bereits zentrale Themen waren, z.B. Offenheit, Toleranz, Leidenschaft, Respekt und demokratische Strukturen, „alles Werte, für die wir heute stehen“, so Landesjugendpfarrer Florian Geith. Die Evangelische Jugend der Pfalz werde sich Zeit nehmen, sich mit dem ganzen Text des Memorandums auseinander zu setzen, so Geith weiter. Kirchenpräsident Schad betonte, dass die Kirche unbedingt das kritische Potenzial der Jugend brauche.

Die Veranstalter nutzten die Gelegenheit, den eigens für die Unionsfeierlichkeiten erstellten Demokratiefilm der Evangelischen Jugend Pfalz erstmals vorzuführen. In den Zeiten zwischen den Podien erzählte Urd Rust (Pfarrerin für Kindergottesdienst) als „Unionsursel“ von der Zeit der Kirchenunion vor 200 Jahren.

 

Der Demokratiefilm kann angeschaut werden auf dem Youtube-Kanal der Evangelischen Jugend der Pfalz: youtu.be/nzBpiSomO0U

Info:
In diesem Jahr feiert die Evangelische Kirche der Pfalz das Jubiläum „200 Jahre Union“. Aus diesem Anlass bietet die Evangelische Jugend Pfalz zwei außergewöhnliche Projekte an, die das Motto des Unionsfests „Mutig voran“ lebendig machen.
Das Memorandum ist eine Botschaft von der Evangelischen Jugend des Jahres 1993 an die Evangelische Jugend Pfalz heute – 25 Jahre später – die unter einem Stein an der Stiftskirche vergraben wurde.

Impressionen